Unzufrieden mit Anwältin Familienrecht – Ihre Optionen

Unzufrieden mit Anwältin im Familienrecht zu sein, kann eine ohnehin belastende Scheidung oder Trennung noch schwieriger machen. Viele Betroffene fragen sich, ob sie ihrer Anwältin weiter vertrauen sollen oder ob ein Wechsel notwendig ist. Genau hier wollen wir die wichtigsten Punkte beleuchten und Ihnen praxisnahe Orientierung geben.

Unzufrieden mit Anwältin Familienrecht Beispiel

Eine Mandantin berichtete, dass sie nach 22 Jahren Ehe die Trennung eingeleitet hatte und sich von ihrer Anwältin nicht ausreichend vertreten fühlte. Sie war schwer erreichbar, erklärte wichtige Schreiben kaum und ließ Punkte wie die Entlassung aus dem Mietvertrag zunächst unbeachtet. Besonders irritierend war ein plötzlicher Wechsel in der Unterhaltsstrategie. Diese Unsicherheit führte zu dem Gedanken, die Anwältin zu wechseln, auch wenn die bisherige Arbeit natürlich zu vergüten ist.

Fehlende Erreichbarkeit

Wenn eine Anwältin kaum erreichbar ist, fühlen sich viele Mandanten im Stich gelassen. Zwar haben Anwältinnen häufig Gerichtstermine, dennoch muss eine angemessene Kommunikation gewährleistet bleiben. Ein Recht auf regelmäßige Rückmeldung ergibt sich aus dem Anwaltsvertrag nach § 675 BGB in Verbindung mit § 611 BGB.

Unklare Kommunikation

Juristische Schreiben sind komplex. Doch Aufgabe der Anwältin ist es, die Inhalte verständlich zu erklären. Tut sie das nicht, verstärkt sich die Verunsicherung. Nach § 43a Abs. 3 BRAO ist die Anwältin verpflichtet, Mandanten umfassend zu informieren und die Rechtslage nachvollziehbar darzustellen.

Vergessene Punkte im Mandat

Dass wichtige Anliegen wie die Entlassung aus einem Mietvertrag nicht von Beginn an berücksichtigt wurden, kann auf fehlende Sorgfalt hindeuten. Grundsätzlich gilt aber: Ein Anwalt kann nur das durchsetzen, was rechtlich überhaupt möglich ist. Bei Mietverträgen entscheidet der Vermieter, nicht der Ex-Partner.

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Rechte des Mandanten bei Unzufriedenheit

Mandanten sind nicht an ihre Anwältin gebunden, wenn sie das Vertrauen verlieren. Nach § 627 BGB kann ein Anwaltsmandat jederzeit ohne Einhaltung einer Frist beendet werden, da es sich um ein Dienstverhältnis „höherer Art“ handelt.

Kosten bei Mandatskündigung

Allerdings müssen die bereits entstandenen Gebühren bezahlt werden. Abgerechnet wird nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) oder nach einer Honorarvereinbarung. Selbst wenn nur drei Briefe und einige Telefonate erfolgt sind, können Kosten anfallen.

Wechsel zu neuer Anwältin

Ein Wechsel kann sinnvoll sein, wenn das Vertrauensverhältnis dauerhaft gestört ist. Ein neuer Anwalt hat aber oft Zeitaufwand, um sich einzuarbeiten. Das kann zusätzliche Kosten verursachen. Trotzdem ist ein Wechsel meist besser, als dauerhaft unzufrieden zu bleiben.

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Unterhalt und rechtliche Klarheit

Ein zentraler Punkt im Beispiel war der Kindesunterhalt. Nach § 1601 BGB sind Eltern verpflichtet, ihre Kinder zu unterhalten. Der Kindesunterhalt steht immer an erster Stelle, erst danach folgt der Trennungsunterhalt (§ 1361 BGB). Wenn die Anwältin dies anders darstellt, sollte die Mandantin unbedingt nachhaken.

Bedeutung der Düsseldorfer Tabelle

Die Höhe des Kindesunterhalts richtet sich nach der Düsseldorfer Tabelle, die regelmäßig von den Oberlandesgerichten aktualisiert wird. Auch wenn ein Elternteil krankheitsbedingt nicht arbeiten kann, bleibt grundsätzlich die Unterhaltspflicht bestehen, soweit Einkommen oder Vermögen vorhanden ist.

Trennungsunterhalt und Reihenfolge

Nach ständiger Rechtsprechung (BGH, Az. XII ZR 65/10) ist immer zuerst der Kindesunterhalt sicherzustellen. Erst danach wird geprüft, ob Mittel für Trennungsunterhalt verbleiben. Wird das anders gehandhabt, kann dies zu gravierenden Nachteilen führen.

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Praktische Tipps für Betroffene

Wenn Sie unzufrieden mit Ihrer Anwältin sind, sollten Sie zunächst das Gespräch suchen. Klären Sie Missverständnisse und machen Sie Ihre Erwartungen deutlich. Sollte sich keine Verbesserung einstellen, ist ein Wechsel legitim.

Zweitmeinung einholen

Oft hilft es, eine Zweitmeinung einzuholen. Viele Anwälte bieten eine Erstberatung an, die nach § 34 RVG gedeckelt ist. So können Sie abwägen, ob Ihre Bedenken berechtigt sind.

Dokumentation der Kommunikation

Notieren Sie sich, wann Sie versucht haben, Ihre Anwältin zu erreichen, und welche Antworten Sie erhalten haben. Dies gibt Ihnen Sicherheit und im Zweifel auch Beweise, wenn Sie den Vorwurf mangelnder Betreuung untermauern müssen.

Emotionale Belastung berücksichtigen

Gerade im Familienrecht ist die persönliche Belastung hoch. Ein Anwalt, der sensibel mit Ihrer Situation umgeht, ist mehr wert als jemand, der nur rein juristisch agiert. Vertrauen ist hier die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

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Fazit

Unzufrieden mit Anwältin im Familienrecht zu sein, ist keine Seltenheit und bedeutet nicht automatisch, dass Sie falsche Entscheidungen getroffen haben. Vertrauen, Kommunikation und klare Erklärungen sind die Basis einer guten Zusammenarbeit. Wenn diese Punkte fehlen, haben Sie jederzeit das Recht, das Mandat zu beenden und eine neue Vertretung zu suchen. Dabei sollten Sie jedoch die entstehenden Kosten im Blick behalten und abwägen, ob ein Wechsel für Ihre individuelle Situation wirklich sinnvoll ist. Letztlich zählt, dass Sie sich in dieser belastenden Phase gut aufgehoben fühlen und Ihre Interessen im Familienrecht konsequent vertreten werden.

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FAQ

Wann sollte ich meine Anwältin im Familienrecht wechseln?

Ein Wechsel ist sinnvoll, wenn das Vertrauen nachhaltig gestört ist, Sie sich schlecht informiert fühlen oder wichtige Anliegen wiederholt unbeachtet bleiben.

Muss ich bereits gezahlte Kosten zurückfordern können?

Nein, bereits erbrachte Leistungen der Anwältin sind nach RVG oder Honorarvereinbarung zu vergüten. Rückforderungen sind nur möglich, wenn nachweislich Pflichtverletzungen vorliegen.

Bekomme ich weiterhin Kindesunterhalt trotz Krankheit?

Ja, Kindesunterhalt nach § 1601 BGB besteht unabhängig von Ihrer Krankheit. Die Höhe richtet sich nach Einkommen und der Düsseldorfer Tabelle.

Kann der Ex-Partner meine Entlassung aus dem Mietvertrag erzwingen?

Nein, allein der Vermieter entscheidet über eine Entlassung. Der Anwalt kann Sie zwar vertreten, aber ohne Zustimmung des Vermieters bleibt Ihre Verpflichtung bestehen.

Was passiert, wenn ich mitten im Verfahren den Anwalt wechsle?

Der neue Anwalt muss sich einarbeiten, was zusätzliche Kosten verursacht. Dennoch ist es oft besser, frühzeitig zu wechseln, als dauerhaft unzufrieden zu sein.

Bin ich verpflichtet, meine Anwältin immer zu behalten?

Nein, nach § 627 BGB können Sie das Mandat jederzeit beenden. Das Mandatsverhältnis ist ein Dienstverhältnis höherer Art, bei dem jederzeit Kündigung möglich ist.

Wie erkenne ich eine gute Anwältin für Familienrecht?

Achten Sie auf klare Kommunikation, fachliche Spezialisierung im Familienrecht und darauf, ob Sie sich verstanden und ernst genommen fühlen.

Ist es möglich, eine Zweitmeinung einzuholen?

Ja, eine Erstberatung bei einem anderen Anwalt ist möglich und oft hilfreich. So können Sie besser einschätzen, ob Ihre Zweifel an der aktuellen Vertretung berechtigt sind.

Hat der Kindesunterhalt Vorrang vor Trennungsunterhalt?

Ja, nach ständiger Rechtsprechung hat Kindesunterhalt Vorrang. Erst wenn dieser gesichert ist, wird Trennungsunterhalt geprüft.

Kann Unzufriedenheit mit Anwältin Familienrecht ein Grund für Schadensersatz sein?

Nur dann, wenn ein nachweisbarer Pflichtverstoß vorliegt, etwa durch Fristversäumnis oder falsche Rechtsauskunft. In solchen Fällen können Schadensersatzansprüche bestehen.

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