Sorgerecht uneheliches Kind – ein juristischer Albtraum für viele Familien. Besonders heikel wird es, wenn das Kind während einer bestehenden Ehe geboren wurde, aber nicht vom Ehemann stammt. In diesem Beitrag schauen wir genau hin: Welche Rechte hat der biologische Vater wirklich? Was können Ehepartner tun, um das Kind zu schützen?
Ehebruch und Vaterschaft
Ein Kind, das aus einer Affäre entsteht, stellt eine Familie nicht nur emotional, sondern auch rechtlich vor enorme Herausforderungen. Der Ehemann der Mutter gilt nach deutschem Recht automatisch als rechtlicher Vater – mit allen Rechten und Pflichten. Doch was passiert, wenn der biologische Vater plötzlich Rechte einfordert?
Rechtlicher Vater durch Ehe
Nach § 1592 Nr. 1 BGB gilt automatisch der Ehemann der Mutter als Vater des Kindes, wenn es während der Ehe geboren wurde. Dies ist eine gesetzliche Vermutung, die den sozialen Frieden sichern soll. Für den Fall in diesem Beispiel bedeutet das: Der Ehemann, der das Kind in der Familie angenommen hat, ist rechtlich gesehen der Vater – unabhängig von der biologischen Abstammung.
Anfechtung der Vaterschaft
Der biologische Vater kann die Vaterschaft nach § 1600 BGB anfechten, allerdings nur innerhalb einer Frist von zwei Jahren, nachdem er von der möglichen Vaterschaft erfahren hat (§ 1600b Abs. 1 BGB). In dem vorliegenden Fall fand die Taufe wenige Wochen nach der Geburt statt, was eine klare Kenntnislage indiziert. Damit dürfte die Frist abgelaufen sein – eine Anfechtung wäre also nur noch in absoluten Ausnahmefällen möglich.
Aufenthaltsrechtliche Interessen
Hinzu kommt: Der biologische Vater lebt im Ausland, möglicherweise ohne gesicherten Aufenthaltsstatus. Die Sorge, dass das Kind ins Ausland gebracht wird, ist nachvollziehbar – rechtlich aber nahezu ausgeschlossen. Denn ohne gemeinsame elterliche Sorge oder Umgangsrecht darf er weder Einfluss nehmen noch eine Ausreise veranlassen.
Wohnungszuweisung Gericht Trennung: Was tun? 👆Wie läuft eine Vaterschaftsanfechtung ab?
Voraussetzungen für eine Anfechtung
Zunächst muss der biologische Vater vor Gericht ziehen. Dafür benötigt er eine anwaltliche Vertretung und konkrete Beweise für seine Vaterschaft. Ohne medizinischen Vaterschaftstest wird kein Familiengericht die rechtliche Vaterschaft aufheben.
Hürden der gerichtlichen Feststellung
Nach Ablauf der Frist muss er besondere Umstände nachweisen, warum er die Anfechtung nicht früher vorgenommen hat. Allein strategisches Interesse reicht dafür nicht aus. Auch § 1600d BGB, der die gerichtliche Feststellung der Vaterschaft regelt, hilft ihm nicht weiter, solange die bestehende rechtliche Vaterschaft nicht aufgehoben wurde.
Arbeitslosigkeit und Unterhalt: Was jetzt gilt 👆Gefahr für das Sorgerecht?
Kein automatischer Anspruch
Selbst wenn der biologische Vater erfolgreich die Vaterschaft feststellen ließe, bedeutet das noch lange nicht, dass er das Sorgerecht bekommt. Ein gemeinsames Sorgerecht kann nach § 1626a BGB nur dann entstehen, wenn beide Elternteile zustimmen oder ein Gericht dies im Sinne des Kindeswohls anordnet.
Kindeswohl entscheidend
Die deutsche Rechtsprechung stellt das Kindeswohl über biologische Abstammung. Ein Dreijähriger, der in einer stabilen Familienstruktur lebt, wird nicht gegen seinen Willen entwurzelt. Ein gemeinsames Sorgerecht ist in so einem Fall mehr als unwahrscheinlich. In Entscheidungen wie BVerfG, Beschluss vom 21.07.2010 – 1 BvR 420/09 wurde betont, dass nicht die biologische Verbindung allein ausschlaggebend sei, sondern die tatsächliche soziale Beziehung zum Kind.
Kontaktverweigerung gleiche Wohnung: Was tun? 👆Drohungen und Druckversuche – Was tun?
Strafrechtliche Relevanz prüfen
Sollte der biologische Vater die Mutter mit rechtlichen Schritten oder Geldforderungen unter Druck setzen, kann dies den Tatbestand der Nötigung (§ 240 StGB) erfüllen. In solchen Fällen sollte sofort eine Anzeige erwogen werden.
Digitale Kontaktwege blockieren
Auch wenn es banal klingt: Viele Drohungen verlaufen im Sand, wenn sie ins Leere laufen. E-Mail, WhatsApp und soziale Netzwerke sollten konsequent blockiert werden. Gerichtspost ist die einzige Form, die tatsächlich eine rechtliche Wirkung entfalten könnte – und die muss erst einmal jemand verfassen und absenden.
Schulden bei Heirat: Gefahr für Paare? 👆Was passiert bei erfolgreicher Anfechtung?
Neue Vaterschaft – neue Rechte?
Wenn der biologische Vater die Vaterschaft erfolgreich feststellen lässt, kann er Unterhaltspflichten geltend machen, aber auch unterhaltspflichtig werden. Die rechtlichen Rollen würden sich komplett verändern. Sogar ein Regressanspruch gegen den „Scheinvater“ nach § 1607 Abs. 3 BGB könnte entstehen – also Rückzahlung geleisteter Unterhaltsbeträge.
Praktische Auswirkungen gering
Die juristische Realität ist jedoch: Die allermeisten dieser Verfahren scheitern an Formalien, Fristen oder schlicht an fehlendem Interesse. Die Vorstellung, dass ein Vater aus dem Ausland durch Drohungen das Sorgerecht erzwingen kann, bleibt in den allermeisten Fällen ein Hirngespinst.
Ausziehen wegen Gewalt: Deine Rechte kennen 👆Schutzmechanismen für die Familie
Vorsorgliche Beratung
Paare, die von solchen Situationen betroffen sind, sollten sich frühzeitig anwaltlich beraten lassen. Auch wenn aktuell kein Verfahren anhängig ist, kann eine rechtliche Einschätzung enorm beruhigen.
Einbindung des Jugendamts
Das Jugendamt kann bei Bedarf präventiv eingebunden werden, vor allem wenn Sorge besteht, dass das Kindeswohl durch äußere Einflüsse gefährdet ist. Dies stärkt nicht nur die Position der rechtlichen Eltern, sondern schafft auch Vertrauen gegenüber Behörden.