Scheidung Zugewinn Hausanspruch: Wer bekommt was?

Scheidung Zugewinn Hausanspruch – genau das fragen sich viele, wenn sie sich in einer Ehe getrennt haben, das Haus aber offiziell nur einer Person gehört. Was passiert, wenn man zwar gemeinsam gebaut hat, aber nicht im Grundbuch steht? Bedeutet das automatisch: kein Anteil, kein Geld, kein Recht? Ganz so einfach ist es zum Glück nicht. Denn auch ohne Grundbucheintrag kann es Ausgleichsansprüche geben – aber eben nicht immer und nicht automatisch.

Eigentum im Grundbuch zählt

Im Familienrecht gilt grundsätzlich: Wer im Grundbuch steht, ist rechtlich der Eigentümer. Punkt. Das bedeutet, dass bei einer Scheidung zunächst nur derjenige als Eigentümer betrachtet wird, dessen Name dort eingetragen ist. So sieht es auch § 873 BGB vor, der für die Eigentumsübertragung die Einigung und Eintragung im Grundbuch verlangt. Im geschilderten Fall steht der Ehemann allein im Grundbuch und hat auch den gesamten Immobilienkredit aufgenommen. Juristisch gesehen ist damit klar: Die Ehefrau ist nicht Miteigentümerin der Immobilie.

Keine stillschweigende Miteigentümerschaft

Aber Moment mal – was ist, wenn man gemeinsam geplant, entschieden und sogar investiert hat? Auch dann bleibt die Eigentumslage formell gleich. Ein rein faktischer Beitrag – etwa durch Geld oder Arbeitsleistung – begründet ohne schriftliche Vereinbarung keine stillschweigende Eigentumsübertragung. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH, Urteil vom 28.05.2008 – XII ZR 132/06) mehrfach bestätigt. Wer auf Nummer sicher gehen will, muss schriftlich festhalten, dass ein gemeinsamer Eigentumsanteil beabsichtigt war.

Zugewinnausgleich als Ausweg?

Zwar gibt es keinen Eigentumsanteil, aber der Zugewinnausgleich nach § 1373 ff. BGB kann finanzielle Ansprüche begründen. Denn in einer Zugewinngemeinschaft wird am Ende der Ehe geschaut: Wer hat mehr Vermögen hinzugewonnen? Der Unterschied wird dann hälftig ausgeglichen. Bedeutet konkret: Wenn der Ehemann durch den Hausbau Vermögen aufgebaut hat und die Ehefrau selbst kaum Zugewinn erzielt hat, entsteht ein Ausgleichsanspruch.

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Berechnung des Zugewinns

Die große Frage lautet also: Hat sich durch das Haus überhaupt ein Zugewinn ergeben? Und wenn ja, wie hoch ist dieser?

Anfangs- und Endvermögen zählen

Zur Berechnung des Zugewinns wird das Anfangsvermögen (Zeitpunkt der Eheschließung) mit dem Endvermögen (Zeitpunkt der Zustellung des Scheidungsantrags) verglichen. Beispiel: Wenn der Ehemann vor der Ehe nichts hatte und am Ende der Ehe ein Haus besitzt, das mehr wert ist als der offene Kredit, hat er einen Zugewinn gemacht. Allerdings: Wenn der Immobilienwert und der Kredit sich ungefähr aufheben, liegt kein echter Vermögenszuwachs vor.

Sonderfall: Darlehen der Familie

Die 22.500 Euro, die von der Mutter und dem Bruder der Ehefrau eingebracht wurden, können ein entscheidender Punkt sein. Wenn es sich nachweislich um Darlehen handelte, sind diese zurückzuzahlen – allerdings nicht durch den Ehemann, sondern durch beide Ehegatten gemeinsam, sofern das Darlehen an beide gerichtet war. Wurden die Gelder jedoch der Ehefrau persönlich überlassen, zählen sie als Anfangsvermögen auf ihrer Seite.

Kein Ausgleich für Haushaltsleistungen

Auch wenn es ungerecht erscheint: Wer im Vertrauen auf die Ehe gemeinsam wirtschaftet und alles ins gemeinsame Zuhause investiert, geht oft leer aus, wenn keine klare vertragliche Regelung getroffen wurde. Haushaltsleistungen, Renovierungsarbeiten oder auch finanzielle Unterstützung bei laufenden Kosten sind Teil der ehelichen Solidarität – kein Anspruch auf Rückerstattung, wie der BGH im Urteil vom 26.02.2020 – XII ZR 51/19 klarstellte.

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Nutzung nach der Trennung

Was aber, wenn beide noch gemeinsam im Haus wohnen? Kann einer einfach ausziehen oder den anderen rausschmeißen?

Alleinnutzungsrecht beim Eigentümer

Da der Ehemann Eigentümer ist, kann er grundsätzlich über das Haus verfügen – auch wenn beide Ehegatten gemeinsam darin wohnen. Nach § 1361b BGB kann jedoch ein Ehepartner die Zuweisung zur alleinigen Nutzung der Ehewohnung beantragen, wenn das dem Wohl eines Ehegatten dient. Das kann insbesondere bei häuslicher Gewalt oder unzumutbaren Spannungen infrage kommen. Ansonsten gilt: Eine friedliche Trennung im Haus ist möglich, aber nicht erzwingbar.

Nutzungsentschädigung denkbar

Wenn einer der beiden auszieht und der andere das Haus weiterhin allein nutzt, kann unter Umständen eine Nutzungsentschädigung nach § 745 Abs. 2 BGB verlangt werden. Das ist allerdings selten erfolgreich, wenn kein Miteigentum besteht. Wer keine Rechte am Haus hat, kann diese Entschädigung in der Regel nicht durchsetzen.

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Chancen auf Ausgleich?

Die Ehefrau steht ohne Grundbucheintrag und ohne Kreditverpflichtung rechtlich außen vor. Ist das nun Pech – oder gibt es doch noch Hoffnung?

Ungerecht, aber rechtlich korrekt?

Auch wenn es moralisch unfair wirkt, dass ein Ehepartner nach der Scheidung im Haus bleibt und der andere mit leeren Händen dasteht – juristisch ist diese Konstellation nicht unüblich. Gerade bei klassischen Rollenverteilungen und ungleichen Vermögensverhältnissen kommt es häufig zu solchen Konflikten. Ohne vertragliche Absicherung bleibt oft nur der Zugewinnausgleich als finanzieller Rettungsanker.

Was ist mit dem Angebot von 30.000 Euro?

Der Vorschlag des Ehemanns, pauschal 30.000 Euro zu zahlen, ist zunächst ein freiwilliges Angebot – keine rechtliche Verpflichtung. Es ist zu prüfen, ob dieses Angebot dem Wert der eingebrachten Mittel, der geleisteten Arbeit und dem Zugewinnausgleich entspricht. Im Zweifel sollte eine anwaltliche Beratung erfolgen, um den tatsächlichen Anspruch zu berechnen.

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Fazit

Auch wenn der Name nicht im Grundbuch steht, bedeutet das bei einer Scheidung nicht zwangsläufig, dass man leer ausgeht. Der Scheidung Zugewinn Hausanspruch kann über den Zugewinnausgleich geregelt werden – vorausgesetzt, beim Ehepartner ist tatsächlich ein Vermögenszuwachs entstanden. Wer gemeinsam das Haus geplant, finanziert oder mit familiären Mitteln unterstützt hat, sollte unbedingt Belege und Vereinbarungen zusammentragen. Eine direkte Beteiligung am Haus ohne Grundbucheintrag ist ausgeschlossen, aber ein finanzieller Ausgleich über das Familienrecht bleibt möglich. Ohne rechtzeitige Absicherung kann das jedoch schwer durchzusetzen sein. Es lohnt sich also, frühzeitig juristische Beratung in Anspruch zu nehmen, um berechtigte Forderungen auch durchzusetzen.

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FAQ

Habe ich Anspruch auf das Haus, wenn ich nicht im Grundbuch stehe?

Nein, ohne Eintrag im Grundbuch gilt der andere Ehepartner als alleiniger Eigentümer. Dennoch kann über den Scheidung Zugewinn Hausanspruch ein finanzieller Ausgleich erfolgen, wenn ein Vermögenszuwachs nachgewiesen wird.

Zählen meine Investitionen ins Haus als Zugewinn?

Das hängt davon ab. Wenn Sie eigene Mittel in die Immobilie eingebracht haben und der andere dadurch sein Vermögen vermehrt hat, kann das in die Zugewinnausgleichsberechnung einfließen. Aber: Es gibt keinen automatischen Anspruch auf Rückzahlung.

Was ist mit Geld, das meine Familie beigesteuert hat?

Familiäre Beiträge gelten nur dann als eigenes Anfangsvermögen oder Darlehen, wenn sie schriftlich fixiert oder klar beweisbar sind. Sonst besteht die Gefahr, dass sie bei der Scheidung nicht berücksichtigt werden.

Kann ich wenigstens im Haus wohnen bleiben?

Nur mit Zustimmung des Eigentümers oder auf Antrag nach § 1361b BGB. Das gilt aber in der Regel nur für die Trennungszeit, nicht dauerhaft. Eine dauerhafte Wohnberechtigung ergibt sich ohne Grundbucheintrag nicht.

Was kann ich tun, wenn ich mich unfair behandelt fühle?

Sammeln Sie Beweise für Ihre Beiträge, lassen Sie die Hausfinanzierung offenlegen und prüfen Sie gemeinsam mit einem Anwalt, ob Ihnen ein Anspruch über den Scheidung Zugewinn Hausanspruch zusteht. Emotionale Fairness ersetzt keine rechtlichen Grundlagen – aber sie kann bei einer einvernehmlichen Lösung helfen.

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